Das Sicherheitsproblem der E-Mail-Übertragung
Warum ist der E-Mail-Kanal so unsicher?
E-Mails werden vom E-Mail-Server des Absenders an den E-Mail-Server des Empfängers übertragen.
Eine Besonderheit der Übertragung zwischen diesen Servern (genauer - vom letzten E-Mail-System des Absenders zum Posteingangssystem (MX-Server) des Empfängers) liegt im Umgang mit der TLS-Verschlüsselung.
Während in anderen Anwendungsfällen, z.B.
- zwischen E-Mail-Client und E-Mail-Server
- zwischen Browser und Web-Server
der TLS-Client stets strikte Sicherheitsprüfungen durchführt, um sicherzustellen, dass die übertragenen Daten mit dem richtigen Server ausgetauscht werden, kommt zwischen E-Mail-Servern in den allermeisten Fällen nur das so genannte "Opportunistic TLS" zur Anwendung.
Dies ist historisch begründet und hat in der Praxis einen großen Vorteil: Auch bei technischen Problemen zwischen den beiden TLS-Implementierungen kann jede Mail zugestellt werden – zur Not auf einem niedrigeren Sicherheitslevel oder auch ohne TLS-Verschlüsselung.
Aus Sicherheitssicht gibt es dadurch aber mehrere große Probleme:
- Es werden keine wirksamen Sicherheitsprüfungen durchgeführt (z.B. TLS-Zertifikatsprüfung, Check auf moderne kryptografische Verfahren).
- Es werden Übertragungen an Empfänger-Server mit veralteter oder gänzlich ohne TLS-Verschlüsselung erfolgen.
- Übertragungen an Empfänger-Server mit temporären technischen Problemen können, auch wenn dort normalerweise TLS verfügbar ist, ohne TLS erfolgen.
- Potenzielle Angreifer („Man-in-the-Middle“) können vom Absender-System nicht erkannt werden, wenn sie sich selbst als vermeintlicher Zielserver ausgeben.
Daher ist die opportunistische Transportverschlüsselung nach Einschätzung der Datenschutz-Behörden auch keine ausreichende Sicherheitsmaßnahme für die Übertragung von personenbezogenen Daten (siehe hier).
Beim Vergleich mit der Browser-Welt wird schnell klar, dass trotz des gleichen Namens „Transportverschlüsselung“ große Sicherheitsunterschiede bestehen:
Obwohl zwischen E-Mail-Systemen die gleiche Verschlüsselungsart zum Einsatz kommt, wie zwischen Browser und Webserver, führen die E-Mail-Server untereinander standardmäßig keine Sicherheitsprüfungen durch und warnen den Nutzer auch nicht vor entsprechenden Problemen. Ob eine E-Mail beim Empfänger-System ankommt, ohne dass sie von Dritten gelesen wurde, ist damit reine Glückssache und für die Nutzer im Nachhinein nicht mehr nachvollziehbar.
Erhöhte Übertragungssicherheit durch angepasste TLS-Policy
Beim Begriff „Transportverschlüsselung“ muss also unterschieden werden. Die Sicherheitsprobleme des E-Mail-Kanals lassen sich mindern, indem anstelle der opportunistischen mit einer
gearbeitet wird.
Der Vorteil ist eine höhere Risikominderung, sodass laut Datenschutz auch Nachrichten mit normalen bzw. hohen Risiken über den E-Mail-Kanal übertragen werden dürfen:
Der praktische Nachteil bei der Umsetzung mit Standard-E-Mail-Systemen ist jedoch, dass dann ca. 1 % bzw. ca. 10 % Ihrer E-Mails wegen technischer Unzulänglichkeiten auf Empfängerseite nicht mehr zustellbar sind.
Den Ausweg liefert die adaptive Verschlüsselung und unser MXG E-Mail-Gateway, das identifiziert, für welche Kommunikationspartner ein erhöhtes TLS-Sicherheitslevel verfügbar ist (ca. 90-99 %). Für die anderen Fälle stehen konfigurierbare Sicherheits-Automatismen bereit um die E-Mails dennoch sicher – entsprechend Ihrer Compliance – zustellen zu können.
Sie möchten mehr erfahren?
Der Begriff "TLS-Verschlüsselung" bedeutet in der E‑Mail‑Welt und in der Browser-Welt leider etwas völlig Unterschiedliches.
Georg Nestmann · CEO